Ludwig Sezanne wurde am 24.10.1866 als Sohn des Lorenz Sezanne in Raunheim geboren. Da sein Vater vom Beruf Schmied war, nannte man die Familie die „Schmitt’s“ und ihn den „Schmitt’s-Lui.“
Er erbt einige Parzellen, die er 1894 verkauft, um das Anwesen Mainzer Straße 22/Ecke Ludwigstraße zu errichten. Auf dem Anwesen betreibt er eine Sattlerei und eine Gastwirtschaft, den Mainzer Hof.
Vermutlich wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassen Ludwig Sezanne 1899 das Anwesen seinem Bruder Christian zu verkaufen, der bis 1907 die Gastwirtschaft weiterführt und dort eine Schreinerei betreibt. Der neue Besitzer wird Ernst Pfaff, der die Gastwirtschaft bis 1926 führt und dessen Familie eine Fleischerei bis 1990 führt.
Es wäre interessant zu wissen, ob die Erstgründung der SPD im September 1899 im Mainzer Hof stattfand und ob Ludwig Sezanne Gründungsmitglied war. Im Wahlverzeichnis vom August 1901 wird für Ludwig Sezanne als Beruf Arbeiter mit eine Jahressteuer von 12 Mark angegeben. Für Arbeiter werden sonst allgemein 35 Mark angegeben. Er hat offenbar zu der Zeit in einer wirtschaftlich schlechten Lage gelebt. Im April 1902 meldet er wieder ein Gewerbe an und zwar als Sattler und Tapezierer. Gleichzeitig zieht er ins Spitzenhaus (Armenwohnung?). Die Miete legt der Gemeinderat mit 60 Mark jährlich fest. Genau 2 Jahre später wird die Miete auf 100 Mark pro Jahr angehoben und eine vierteljährliche Kündigung vereinbart.
Erinnern wir uns: Im Dezember 1905 erfolgt die Neugründung der Partei und Ludwig Sezanne wird 1. Vorsitzender. Am 29. Mai 1906 beschließt der Gemeinderat die Kündigung der Wohnung und am 19. Juli 1906 tritt er vom Amt des 1. Vorsitzenden zurück. Es stellt sich die Frage: Waren es wirklich gesundheitliche Gründe oder sollte ein Sozialdemokrat mundtot gemacht werden? Von Adolf Thiel wurde mündlich überliefert, dass Ludwig Sezanne einmal obdachlos war und er demonstrativ einen Küchenherd im Straßengraben aufstellte, damit gekocht werden konnte. Geschah das zu dieser Zeit?
Ludwig Sezanne war nicht nur Parteigründer, er arbeitete im Parteivorstand, als Kassierer, Vereinsdiener und Schriftführer. Viele Beiträge in der Mainzer Volkszeitung über die Gemeinderatsarbeit dürften von ihm geschrieben worden sein. Er war Gemeinderat von 1911 bis zu seinem Tode im Mai 1917 (?). Jakob Schäfer nennt Ludwig Sezanne respektvoll und anerkennend „den alten Cesanne, einen große Sozialisten„, durch den er am 1. Mai 1913 zur SPD, dem Metallarbeiter-Verband und den Freien Sängern (SSV) kam.
Jakob Schäfer führt weiter aus: „Ich musste mir immer sagen, der Mann hat mit seinen Ansichten recht, trotzdem er in Raunheim verschrien war, weil er immer die Wahrheit sagte.“
Wir finden über Ludwig Sezanne keinen Nachruf, woran sicher die Kriegsereignisse mit eine Rolle gespielt haben mögen.
Text frei nach Werner Milschewsky und Günther Diehl